Die Fahrzeughistorie verrät oft mehr als der äußere Eindruck. Durch die Nutzung verschiedener Datenbanken können Sie versteckte Mängel, Unfälle oder Manipulationen aufdecken. Unser Leitfaden zeigt, welche Datenbanken verfügbar sind und wie Sie diese richtig nutzen.

Warum ist die Fahrzeughistorie wichtig?

Die Prüfung der Fahrzeughistorie ist ein entscheidender Schritt beim Gebrauchtwagenkauf. Sie kann Ihnen helfen:

  • Unfallschäden zu erkennen: Auch professionell reparierte Schäden hinterlassen Spuren
  • Manipulationen aufzudecken: Tachostand, gefälschte Papiere oder getauschte Motoren
  • Finanzierungsrisiken zu vermeiden: Fahrzeuge mit offenen Krediten oder Leasingverträgen
  • Diebstahlschutz: Überprüfung, ob das Fahrzeug als gestohlen gemeldet ist
  • Marktwert zu bestimmen: Ausstattung, Sondermodelle und Originalzustand verifizieren

Wichtiger Hinweis: In Deutschland ist jeder Verkäufer gesetzlich verpflichtet, Ihnen Auskunft über bekannte Mängel zu geben. Die Datenbankprüfung hilft dabei, diese Angaben zu verifizieren.

Verfügbare Datenbanken in Deutschland

In Deutschland stehen verschiedene Datenbanken zur Verfügung, die unterschiedliche Informationen über Fahrzeuge enthalten:

Offizielle deutsche Datenbanken:

Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)

Inhalt: Zulassungsdaten, Halterwechsel, Stilllegungen

Zugang: Über autorisierte Prüforganisationen oder Sachverständige

Kosten: 10-25 € pro Abfrage

Besonderheit: Offizielle deutsche Zulassungshistorie

HIS (Huk-Coburg Informationssystem)

Inhalt: Versicherungsschäden, Totalschäden, Diebstähle

Zugang: Über Sachverständige, Werkstätten oder Versicherungen

Kosten: 15-30 € pro Abfrage

Besonderheit: Umfassendste Schadensdatenbank in Deutschland

Eurotax / DAT

Inhalt: Fahrzeugdaten, Ausstattung, Marktwerte

Zugang: Für Händler und Sachverständige

Kosten: Meist in Servicepaket enthalten

Besonderheit: Detaillierte Fahrzeugspezifikationen

Internationale Datenbanken:

CARFAX / AutoCheck (USA)

  • Für in den USA zugelassene Fahrzeuge
  • Unfälle, Service-Historie, Flood Damage
  • Kosten: ca. 40 USD

DEKRA/TÜV Datenbanken

  • Hauptuntersuchungen (HU) und Abgasuntersuchungen (AU)
  • Mängel bei vorherigen Prüfungen
  • Zugang über Prüforganisationen

Interpol Stolen Vehicle Database

  • International gestohlene Fahrzeuge
  • Zugang über Polizei oder autorisierte Stellen
  • Meist kostenlos bei begründetem Verdacht

Schritt-für-Schritt Anleitung

So gehen Sie bei der Fahrzeughistorien-Prüfung systematisch vor:

Schritt 1: Grunddaten sammeln

Notieren Sie sich folgende Informationen vom Fahrzeug:

  • Fahrgestellnummer (VIN): 17-stellige Nummer, meist im Motorraum oder A-Säule
  • Kennzeichen: Aktuelles und vorherige (wenn bekannt)
  • Erstzulassung: Datum der ersten Zulassung
  • Laufleistung: Tachostand zum Prüfzeitpunkt
  • Fahrzeugschein: Alle relevanten Daten dokumentieren

Schritt 2: Kostenlose Vorabprüfung

Was Sie selbst prüfen können:

  • VIN-Decoder: Online-Tools zur VIN-Entschlüsselung
  • Herstellerdatenbanken: Rückrufaktionen, Service-Bulletins
  • KBA-Website: Öffentliche Rückrufinformationen
  • Internet-Recherche: Anzeigen-Historie des Fahrzeugs

Schritt 3: Professionelle Datenbankabfrage

Für eine umfassende Prüfung wenden Sie sich an:

Sachverständige

  • DEKRA, TÜV, GTÜ
  • Freie Sachverständige
  • Kosten: 50-150 €
  • Umfassender Report

Autohandel / Werkstätten

  • Markenwerkstätten haben oft Zugang
  • Gebrauchtwagenhändler nutzen dies standardmäßig
  • Kosten: 20-50 €
  • Basis-Information

Online-Services

  • Autovista, Vehicle Check
  • Sofortiges Ergebnis
  • Kosten: 15-40 €
  • Begrenzte Datenbasis

Interpretation der Ergebnisse

Die richtige Interpretation der Datenbankabfrage ist entscheidend für Ihre Kaufentscheidung:

Unbedenkliche Einträge:

  • Reguläre Halterwechsel: 1-3 Vorbesitzer bei älteren Fahrzeugen
  • Wartungseinträge: Regelmäßige Inspektionen und Reparaturen
  • Kleinschäden: Parkrempler unter 1.000 € Schadenssumme
  • HU/AU bestanden: Keine Mängel bei Hauptuntersuchungen
  • Rückrufaktionen: Durchgeführte Herstellerrückrufe

Kritische Einträge:

  • Totalschaden: Wirtschaftlicher oder technischer Totalschaden
  • Unfallschäden: Reparaturkosten über 3.000 €
  • Wasserschäden: Hochwasser, Überflutung
  • Brandschäden: Auch kleinere Brände können Folgeschäden haben
  • Diebstahl: Aktuell oder früher als gestohlen gemeldet
  • Finanzierung: Offene Kredite oder Leasingverträge

Verdächtige Anzeichen:

  • Häufige Halterwechsel: Mehr als 5 Besitzer in kurzer Zeit
  • Lücken in der Historie: Längere Zeiträume ohne Einträge
  • Widersprüchliche Laufleistung: Tachostand passt nicht zur Historie
  • Auslandsaufenthalte: Längere Zeit im Ausland zugelassen
  • Gewerbliche Nutzung: Taxi, Mietwagen, Fahrschule

Kosten-Nutzen-Analyse

Die Investition in eine Fahrzeughistorien-Prüfung lohnt sich besonders bei:

Hoher Nutzen (unbedingt empfohlen):

  • Fahrzeuge über 15.000 € Kaufpreis
  • Premiummarken und Sportwagen
  • Junge Gebrauchtwagen (unter 3 Jahre)
  • Fahrzeuge mit auffällig niedrigem Preis
  • Import-Fahrzeuge
  • Bei Zweifeln an der Aussage des Verkäufers

Mittlerer Nutzen (empfohlen):

  • Fahrzeuge zwischen 5.000-15.000 €
  • Familienautos mit hoher Laufleistung
  • Gebrauchtwagen vom Händler
  • Fahrzeuge mit vielen Vorbesitzern

Geringer Nutzen (optional):

  • Sehr alte Fahrzeuge (über 15 Jahre)
  • Sehr günstige Fahrzeuge (unter 3.000 €)
  • Fahrzeuge mit vollständiger Dokumentation
  • Privatverkauf von Bekannten

Rechtliche Aspekte

Bei der Fahrzeughistorien-Prüfung sind einige rechtliche Punkte zu beachten:

Datenschutz:

  • Sie benötigen die Einwilligung des aktuellen Halters
  • Bei Privatverkauf: Verkäufer muss Prüfung explizit erlauben
  • Bei Händlern: Meist bereits in Kaufvertrag enthalten
  • Daten dürfen nur für den Kaufzweck verwendet werden

Gewährleistung:

  • Datenbankeinträge können als Beweismittel dienen
  • Verschweigen bekannter Schäden ist arglistige Täuschung
  • Verkäufer muss über alle ihm bekannten Mängel informieren
  • Fehlende Historie kann Gewährleistungsansprüche begründen

Unser Fazit und Empfehlungen:

  1. Grundsätzlich empfehlenswert: Bei jedem Gebrauchtwagenkauf über 5.000 €
  2. Mehrere Quellen nutzen: Eine Datenbank allein reicht nicht aus
  3. Professionelle Hilfe: Lassen Sie sich von Experten beraten
  4. Dokumentation: Bewahren Sie alle Prüfberichte auf
  5. Verhandlungsmasse: Gefundene Mängel können den Preis beeinflussen

Eine gründliche Fahrzeughistorien-Prüfung kann Sie vor teuren Fehlkäufen bewahren. Die Investition von 50-150 € kann Ihnen später Tausende von Euro sparen. Gerne unterstützen wir Sie bei der professionellen Prüfung Ihres Wunschfahrzeugs.